Weihnachtsvorlesung 2018

In diesem Jahr hatte ich wieder das große Vergnügen, auf Einladung des Politik-Mentoring-Teams eine Weihnachtsvorlesung halten zu dürfen (zusammen mit einer Reihe hochkarätiger Kolleginnen und Kollegen, und auch der Twitter-Account des Institutes hat die Vorlesung begleitet). Mit Hilfe der Daten und Tools des großartigen PolMine Projekts habe ich untersucht, wie im Bundestag über Weihnachten debattiert wird.

Für diejenigen, die nicht dabei waren, hier ein executive summary:

A) Im Bundestag wird vor allem im Dezember über Weihnachten debattiert. (!)

B) Kontrolliert man für die Zahl der Mandate, erwähnen Abgeordnete der Linkspartei Weihnachten am häufigsten.

C) Weihnachten wird sehr unterschiedlich konnotiert verwendet:

Als Zeit der Kritik und Skepsis:

  • Michaele Hustedt, Grüne: “Wir haben jetzt bald Weihnachten, aber an den Weihnachtsmann glauben wir doch alle nicht mehr.”
  • Margareta Wolf, Grüne: “Wer sagt denn jedes Jahr zu Weihnachten im Fernsehen, Herr Blüm sei ein verträumter Weihnachtsengel…”
  • Klaus Ernst, Die Linke: “Wenn Sie dem Nikolaus begegnet wären, hätte er Ihnen wegen Ihrer Rentenpolitik so den Hintern versohlt, dass Sie bis Weihnachten nicht mehr sitzen könnten.”

Weihnachten als Zeit der Harmonie:

  • Thomas Nord, Die Linke: “Warum soll man da zu Weihnachten nicht auch mal einem Antrag der Koalitionsfraktionen zustimmen?”

Weihnachten als Zeit der Besinnung:

  • Heinz Seiffert, CDU/CSU: „Jedenfalls wäre alles andere besser als der Kuddelmuddel, den Sie angerichtet haben. Kommen Sie über Weihnachten zur Besinnung!“

Weihnachten als Zeit des Konsums:

  • Ralph Lenkert, Die Linke: „Sehr geehrter Herr Präsident! Geehrte Kolleginnen und Kollegen! Mein Sohn bekommt zu Weihnachten ein neues Headset; das Mikro des alten gab zwei Monate nach Ablauf der Garantie auf.“

Weihnachten als Zeit des guten Essens:

  • Jeannine Pflugradt, SPD: “Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Gäste! Wieder einmal kurz vor Weihnachten, also vor anstrengenden und sehr fettreichen Tagen, reden wir über den Ernährungsbericht der Bundesregierung.”
  • Ursula Schulte, SPD: “Ich kann Ihnen sagen, dass ich mit meiner Familie an Weihnachten das Münsterländer Hochzeitsessen genießen werde. Es enthält Fleisch und Zucker, aber es ist total lecker.“

D) Weihnachten steht begrifflich in engem Kontext zu Neujahr, Ostern und einem Wunschzettel

Eine Analyse der co-occurences ergibt folgende Liste an Begriffen, die häufig in der Nähe des Begriffes „Weihnachten“ vorkommen:

Fügt man diese Begriffe zusammen, ergibt sich ein quasi archetypischer Weihnachtsgruß aus dem Bundestag:

„Ich wünsche Ihnen kurz vor Neujahr noch frohe Weihnachten. Bald ist Ostern. Der Wunschzettel ist vor der Tür.“

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten.